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Bräute aus Salz

Bräute aus Salz

Idee: Heinz H.R.Decker
Musik: Otto Kränzler
Tanz: Tanja Rebmann
Akteure: Kristina Riegler, Elke Knaupp, Cony Westhofen,
Andreas Sachsenhauser



Heinz H.R.Decker bei den Esslinger Performance Tagen 1990

Auch die zweite Aktion wurde zum Ereignis. Heinz H.R. Decker mit seiner Gruppe "Fusion EKGmbH" (Kristina Riegler, Andy Sachsenhauser, Elke Knaupp, Cony Westhofen) lockte die Besucher in den überfüllten Esslinger Theaterkeller der Webergasse 13-15. "Bräute aus Salz", schon im Titel war das Thema des Apokalyptischen angelegt, die Verstrickung des Menschen in Sexus, Gewalt, Schuld und Tod.
Otto Kränzler hatte die Musik komponiert und sorgte am Mischpult selbst für die Authentizität der Wiedergabe, die in der Subtilität und Essenz beeindruckte.
Die Elemente der Performance-Collage wurden durch die Choreographie und den Tanz Tanja Rebmanns, der renommierten Absolventin der Stuttgarter John-Cranko-Ballettakademie, zusammengefaßt und im Zeichenhaften aufgehoben.
Mit jedem Schritt, der in die Tiefe des Spielortes führte, ließ der Betrachter etwas von seiner bisherigen Existenz zurück und wurde aufgeschlossen für Elemente des Chthonischen, für eine neue Sicht von bislang hingenommenen Dingen und Sehweisen. Der Theaterkeller war zum Bewegungs-, Klang- und Medienort geworden, der im Kontrast von Bewegungsverlangsamung und rhythmisierter Projektion eine Synthese von Mythos und Zeitgeschichte, (reduziert auf kriegerische Gewalt und atomare Bedrohung) erfahrbar machte.
Es entstanden Bilder von großer Eindringlichkeit, die in ihrer Abstraktheit große Anforderungen an das Assoziationsvermögen der Zuschauer stellten, der sich aber alle, wie ein im Anschluß an die Aufführung durchgeführtes Radio-Interview ergab, gewachsen zeigten.
Mit dieser Aktion, die ihre Aura aus der Kombination von Elementen der bildenden Kunst mit solchen inszenatorischer und bewegungsmäßiger Art bezog, hatte der Veranstalter, "Projekt Kunst e.V." einen weiteren Beweis dafür geliefert, daß die Performance lebt, daß sie sich weiterentwickelt hat, daß die Kunstfreunde sie sehen wollen und vor allem, daß Heinz H.R.Decker mit seiner Gruppe zu den wichtigsten Performancekünstlern der Stuttgarter Region gehört.

Otto Rothfuß, 1990