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Re-Fluxus / politische- und Umweltkunst |
Mitte der 60er bis Ende der 70er Jahre gab es eine Kunstrichtung unter dem Begriff "politisch engagierte Kunst". Wolf Vostell (Vater des Deutschen Happenings) und Heinz H.R.Decker lernten sich Ende der 60er Jahre kennen. Für Heinz H.R.Decker war diese Begegnung bedeutend und er selbst nennt Wolf Vostell sein Vorbild für spätere Arbeiten. Das Buch "Der stumme Frühling" von Rachel Carson (erschienen 1962) beschreibt in eindringlicher Weise die Kettenreaktionen von DDT und anderen Pestiziden auf Pflanzen, Tiere und Menschen. Zitat: " Wenn der Frühling naht, wird er nun in den Vereinigten Staaten in immer größeren Gebieten nicht mehr von seinen Vorboten, den zurückkehrenden Vögeln, angekündigt. Wo einst am frühen Morgen der herrliche Gesang der Vögel erschallte, ist es merkwürdig still geworden. Die gefiederten Sänger sind jäh verstummt, Schönheit, Farbe und der eigene Reiz, die sie unserer Welt verleihen, sind ausgelöscht; dies hat sich alles ganz schnell und heimtückisch ereignet, und wer in einer Gemeinde lebt, die noch nicht davon betroffen ist, hat nichts davon bemerkt." Anlass für Heinz H.R.Decker diesen "lautlosen Krieg" zum Thema seiner Kunst zu machen.
Plakat Objektkasten "Tote Vögel im Nest", 1969
Der Stuttgarter Aktionist Albrecht D. und Decker schlichen sich gemeinsam unter dem Begriff "Kunst als Guerillatechnik" mit einem Köfferchen "bewaffnet" in Kunstvereine, Museen und Kunstmärkte ein, packten Postkarten, Plakate und kleine Objekte mit gesellschaftskritischen Inhalten aus und wurden bekannt. Es folgten Einladungen zu großen Einzelausstellungen (u.a. Württembergischer Kunstverein 1972 und 1976, Museum Wiesbaden 1975), Aktionen und Performances. Plakat (Hommage an John Heartfield)
Fluxuskonzert mit Albrecht D., 1968
Aktion schwimmendes Schriftbild "Der Feind sind wir", Länge: 12 m, Neckar 1974
Mit didaktischen Texttafeln und realistischen Objektkästen versuchte Heinz H.R.Decker die Betrachter zu informieren, wachzurütteln und zum Nachdenken zu bringen. Sein Motto war zu dieser Zeit: "Kunst als Information" zu präsentieren. Auch Politiker wurden angefragt, Ausstellungen zum Thema "Umweltschutz" zu unterstützen - jedoch ohne Erfolg. Den Kommentar des damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger: "Nur dumme Fische sterben in verschmutzten Flüssen" verarbeitete Decker in einem Objekt: Objekt "nur dumme Fische sterben in verschmutzten Flüssen", 1975
Texttafeln "Smogtod", 1976
Objektkasten "Verschmutzung II", 1973
Objektkasten "Schlammstück IV", 1974 (Privatbesitz)
LANDSCHAFTSFUNDBÜRO, Plüderhausen 1975
Ab ca. 1972 tauchte das Thema Umwelt und ihre Zerstörung immer mehr in Presse, Rundfunk und Fernsehen auf. Im Januar 1980 wurde die Partei der "Grünen" gegründet, aber die gesellschaftskritischen Künstler standen nicht auf ihrem Programm. Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre sensibilisierte Decker seine Arbeit. Er schuf sogenannte "Tatbestände" und "Dossiers" über Landschaftsunglücksfälle. Sammelte mit fast kriminologischer Akribie Fundstücke, Röntgenbilder, Zeitungsausschnitte von realen Fällen und heftete sie auf große Tücher oder in Aktenordner. Tuchobjekt "Überall ist...ENHAM", 1974 (Besitz Staatsgalerie Stuttgart)
3 Detailansichten vom Tuchobjekt "Überall ist...ENHAM", 1974 |